
Der literarisch-historische Versuch, einen Elefanten im Raum aus seinem Zustand der Abhängigkeit zu befreien.
Text-Veröffentlichung "Die Emanzipation des Elefanten im Raum"
auf der Online-Literaturplattform
zarte Horizontale - Ein Magazin als Zwischenraum
27.07.2025
Ausschnitt:
"(...) Steht also ein Elefant vor Gericht. Genauer gesagt: die asiatische Elefantendame Happy, ursprünglich geboren in den frühen 1970er Jahren in freier, (vermutlich) thailändischer Wildbahn, seit 1977 wohnhaft im Bronx Zoo, New York. Der erste Verhandlungstermin war am 18. Mai 2022: das Nonhuman Rights Project gegen den Direktor des Bronx Zoos, Jim Breheny.
Entschieden werden soll darüber, ob Happy genug Persönlichkeit, Selbstwahrnehmung und Intelligenz besitzt, um vor dem Gesetz nicht mehr den für Tiere üblichen Status einer "Sache", sondern den einer "Person" zuerkannt zu bekommen. Das gäbe ihr das Recht, frei darüber entscheiden zu können, "where to go, what to do, and with whom to be". Sie wäre somit nicht weiter gezwungen, im Zoo ihr einsames Dasein zu fristen, sondern ihr würde die Möglichkeit gegeben, in ein Naturschutzgebiet umziehen zu dürfen.
Während der ersten Gerichtsverhandlung stellt eine der Richterinnen fest, dass das Nonhuman Rights Project Happy nicht befreien möchte, sondern nur eine andere Art von Gefangenschaft und Kontrolle für Happy erzielen will, nämlich einen Aufenthalt in besagtem Naturschutzgebiet, was aber weiterhin bedeutet, Happy würde "under human control" stehen. "This doesn't seem exactly like liberty, it's just different confinement", stimmt ein anderer Richter zu. Happys Anwältin erklärt, dass es darum gehe, den Ort zu finden, der am nächsten an Happys "natural environment" dran ist.
Was wohl dem "natural environment" eines Elefanten im Raum am nächsten kommt?, denke ich bei mir und gehe die diversen Möglichkeiten durch, ein Gesetz auszulegen. (...)"